Viele Stadtgebiete, ehemalige Flugplätze, Verkehrsknotenpunkte, Industrie- und Gleisanlagen wurden während des 2.Weltkrieges bombardiert.
Es ist davon auszugehen, daß ca. 10 - 15 % der abgeworfenen Bomben nicht zur Wirkung gelangten und auch heute noch eine latente Gefahr für die Umgebung darstellen.Die Gefährdung, die von den Bombenblindgängern ausgeht, bestimmt sich im wesentlichen durch die Art und Menge der in ihnen enthaltenen Explosivstoffe und der Bezünderung.
Neben den verwendeten einheitlichen Sprengstoffen wie Salpetersäureestern, Nitrokörpern und Nitrosaminen wurden Sprengstoffmischungen sowie, infolge von Rohstoffmangels, auch Ersatzstoffe in die Bombenhülle eingebracht, die in Verbindung mit Klebern, Lacken, oder Metallen unkalkulierbare chemische Reaktionen auslösen können.
Dieser Umstand sensibilisiert vielfach die verwendeten Explosivstoffe, deren Brisanz durch die "unsachgemäße Langzeitlagerung" im Erdreich kaum in Mitleidenschaft gezogen wird und noch Jahrzehnte wirksam ist.
Bombenblindgänger
Gefährdungseinschätzung von Bombenblindgängern.
Die größte Gefahr geht zweifellos von alliierten Bombenblindgängern mit chemischen Langzeitzündern aus, die immer wieder vereinzelt aufgefunden und entschärft werden müssen.
Bei diesen Zündsystemen wird eine stark vorgespannte Zündnadel durch Zelluloidscheiben bzw. -ringe gehalten, die im Normalfall durch Chemikalien zersetzt und nach Laufzeiten einer halben bis zu 144 Stunden zur Zündauslösung führen sollten.
Voraussetzung hierfür war jedoch eine sichere Einwirkung der Chemikalien auf die Zelluloidbauteile, was zum Beispiel bei ungünstiger Bombenlage (Spitze nach oben) nicht gegeben war und somit zu Versagern führte.
Teilweise zersetzte und nach über 50-jähriger Lagerzeit durch natürlichen Alterungsprozeß versprödete Zelluloidbauteile halten der Federkraft auf Dauer nicht stand, was letztlich zu Selbstdetonationen führen kann.
In vielen Fällen von Selbstdetonationen konnte, aufgrund von Splittern, Zünderresten oder durch Blindgängeraufgrabungen in unmittelbarer Nähe, der Einsatz von chemischen Langzeitzündern nachgewiesen werden.
Eine Einschränkung der Detonationen nur auf diese Zündermodelle ist jedoch sehr umstritten, da nach neueren Erkenntnissen möglicherweise auch vom Initialsprengstoff der Detonatoren Gefahr ausgehen könnte, welche auch bei mechanischen Zündsystemen zum Einsatz kommen.
Selbstdetonationen
Ohne erkennbare äußere Belastungen kommt es immer wieder zu Selbstdetonationen von Bombenblindgängern.
Durch Bohr -und Rammarbeiten im Zuge von Bautätigkeiten wurden Bombendetonationen ausgelöst, bei denen Menschenleben zu beklagen waren und Sachschäden in Millionenhöhe entstanden.
Zur Frage, ob nur in bestimmten genau umgrenzten Gebieten und ggf. in welchem Zeitraum eine Bombe detonieren kann, können keine Aussagen getroffen werden.
Schon alleine das Vorhandensein von Blindgängern beinhaltet die Möglichkeit einer Detonation und somit die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit.
Allgemeinen Gefahren
Von allen möglichen Gefährdungen durch Bombenblindgänger seien hier die zwei wichtigsten erwähnt.
Trinitrotoluol (TNT), als der am meisten verwendete Sprengstoff für Bomben, wurde in die Liste der krebserzeugenden Arbeitsstoffe aufgenommen.
Insbesondere seine Abbauprodukte, wie das 2.4.6.-Dinitrotoluol als gesundheitsgefährlichster Stoff, können bei geschädigten oder durchgerosteten Bomben zu lokalen Kontaminationen des Grundwassers führen.